Innovation braucht Ideen und Kreativität. Manchmal braucht Kreativität aber einen Anstoß. Brainstorming ist der Klassiker unter den Kreativitätstechniken. Und kaum eine wird so häufig falsch angewendet. Meist wird jede Art gemeinsamer Ideenfindung als Brainstorming bezeichnet.
Entwickelt wurde die Kreativitätstechnik vom Werbefachmann Alex Osborn. Sie soll beim Finden von originellen Ideen innerhalb einer Gruppe helfen und endlos Meetings verhindern. Das Ziel ist es möglichst viele Ideen zu generieren. Dabei folgt die Methode vier klaren Regeln.
Inhalt
- 1 Welche Vor- und Nachteile hat die Unterstützung der Kreativität durch das Brainstorming?
- 2 Die vier Regeln des methodischen Brainstormings
- 3 Die Ideenfindung mittels Brainstormings läuft zweistufig ab
- 4 Schritt eins des Brainstormings: Ideen finden
- 5 Schritt zwei des Brainstormings: Ideen sortieren und Bewerten
- 6 Ein Moderator für die Kreativitätssitzung
Welche Vor- und Nachteile hat die Unterstützung der Kreativität durch das Brainstorming?
Das Brainstorming ist eine einfache Technik zum Ankurbeln der Kreativität. Es ist kostengünstig, erfordert wenig Vorbereitung, ist schnell durchgeführt und kostengünstig.
Allerdings ist die Gruppenzusammensetzung entscheidend. Ohne Moderation droht die Sitzung abzuschweifen. Außerdem müssen die vielen Ideen im Nachhinein aufwendig reduziert werden.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Führt zu vielen Ideen in kurzer Zeit | Das Ergebnis ist abhängig von den Teilnehmern und der Moderation |
Braucht kaum Vorbereitung | Abschweifung vom Thema ohne Moderation |
Ist kostengünstig und schnell | Kann durch Gruppendynamik negativ beeinflusst werden |
Ist einfach zu verstehen und durchzuführen | Erfordert viel Nacharbeit |
Die vier Regeln des methodischen Brainstormings
- Kritik ist nicht erlaubt. Jeder äußert jede Idee, die ihm in den Kopf kommt.
- Je weiter die Idee vom gewöhnlichen entfernt ist, desto besser. Fantasieren ist erwünscht.
- Quantität der Ideen ist wichtiger als Qualität. Unter vielen Ideen ist mit höherer Wahrscheinlichkeit eine brauchbare als bei wenigen.
- Freie Assoziationen, Kombinationen und Verbesserungen der Ideen ist erwünscht. Keine Idee gehört jemanden. Jeder ist dazu aufgerufen eine geäußerte Idee aufzugreifen und weiterzuentwickeln.
Eine Übersicht der Regeln als A3-Poster kann hier heruntergeladen werden:
Die Ideenfindung mittels Brainstormings läuft zweistufig ab
Jede Sitzung zur Ideenfindung mithilfe des Brainstormings läuft in zwei Schritten ab. Diese werden strikt voneinander getrennt:
- Ideen finden: Der kreative Schritt des Brainstormings
- Ideen sortieren und bewerten: Die analytische Schritt des Brainstormings
Schritt eins des Brainstormings: Ideen finden
Diesen Schritt verbinden die meisten Menschen wohl mit dem Brainstorming. Die Teilnehmer einer Brainstorming Sitzung äußern ihre Ideen und befruchten gegenseitig ihre Kreativität. Zeitlich ist diese Phase auf etwa 30-45 Minuten begrenzt. Alle geäußerten Ideen werden aufgenommen und festgehalten.
Die Methode kann mit anderen kombiniert werden. So ist es z.B. möglich die Ideen in einer Mindmap festzuhalten oder sie als grafisch, als sogenannte Sketchnote, festzuhalten.
Welche Frage wird während der Session kreativ bearbeitet?
Für die Sitzung ist eine Fragestellung notwendig. Diese muss allen Beteiligten klar sein. Dazu sind im Vorfeld eine Problemanalyse und Suchfeldbestimmung nötig. Die Ausgangsfrage kann in einzelne Teilfragen gegliedert werden. Auf diese Weise kann der Sitzung Struktur gegeben werden. Die Unterpunkte werden dann der Reihe nach mit Ideen gefüttert. Wahlloses springen zwischen den Themen ist zu vermeiden. 1Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
Die Größe der Gruppe für die Ideenfindung
Die Größe der Gruppe muss für eine effektive und effizienten Ablauf des Brainstormings möglichst zwischen 4 und 6 Personen begrenzt sein.2BLUMENSCHEIN, ANNETTE UND EHLERS, INGRID UTE (2016). Ideen managen: Eine verlässliche Navigation im kreativen Problemlösungsprozess. 2., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler. ISBN: 978-3-658-09578-9. Generell muss die Gruppe so klein wie möglich sein. Sollte eine möglichst diverse Gruppe benötigt werden, muss sie trotzdem klein bleiben und dennoch die erforderlichen Fachgebiete bzw. vielfältige Zusammensetzung besitzen.3Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
Ein gezielter Austausch von Mitgliedern der Gruppe während der Session kann zu neuen, besseren und kreativeren Ideen führen. Auf diese Weise kann die Motivation der Gruppenmitglieder nochmal gesteigert werden. Die neuen Mitglieder bringen auch neue Ideen ein. Diese bringen den kreativen Prozess nochmal in Gang. Wichtig ist, dass dieser Tausch nicht willkürlich passiert, sondern von der Gruppe akzeptiert wird. Ein guter Zeitpunkt ist z.B. wenn die Gruppe nicht mehr glaubt neue Ideen zu haben.4Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
Mehr Ideen durch gezielte Pausen während der Session
Wenn keine neuen Ideen mehr fließen, ist guter Rat teuer. Kurze Pausen helfen den Ideenfluss wieder in gang zu setzen. Versiegt zwischenzeitlich der Strom an neuen Ideen kann er auf diese Weise neu in Schwung gebracht werden.5Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17 Meist nimmt zwischenzeitlich die Anzahl der Ideen im Laufe einer Session ab, um nach einem Tiefpunkt nochmal in Gang zu kommen. 6BLUMENSCHEIN, ANNETTE UND EHLERS, INGRID UTE (2016). Ideen managen: Eine verlässliche Navigation im kreativen Problemlösungsprozess. 2., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler. ISBN: 978-3-658-09578-9.
Individuelle Ideenfindung und Gruppenarbeit
Beim Brainwriting schreiben die Teilnehmer ihre Ideen auf und Äußern sie nicht verbal. Untersuchungen zeigen, dass auf diese Weise gruppendynamische Prozesse weniger Einfluss besitzen. In der gleichen Zeit werden so mehr Ideen erzeugt.7Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17 Auch Kombinationen aus schriftlicher und verbaler Ideensammlung sind möglich. Auf diese Weise lässt sich auch zwischen Gruppen- und Einzelarbeit bei der Ideenfindung wechseln. Dies hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Effektivität des Brainstormings zur Ideenfindung.8Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
Schritt zwei des Brainstormings: Ideen sortieren und Bewerten
Nach einer kurzen Pause wird die Vielzahl der Ideen analysiert, sortiert und bewertet. Ermittelt werden so die vielversprechendsten Ideen, Einfälle und Vorschläge aus der Kreativsitzung. Hierzu sind andere Methoden und Tools hilfreich. Solche zur Ideenauswahl.
Ein Moderator für die Kreativitätssitzung
Die systematische Erarbeitung kreativer Ideen kann durch eine Moderation unterstützt werden. Diese bereitet die Sitzung vor, achtet auf die Einhaltung der Regeln und hilft bei festgefahrenen Situationen. Die Moderation kann auch Impulsen zum Perspektivwechsel geben und Teilnehmer mit wenig Redeanteil aktiv einbinden. Die Anzahl der Ideen kann auf diese Weise maximiert werden.9Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17 Somit hat der Moderator vier Aufgaben:
- Das Brainstorming vorbereiten
- Den Zeitplan festlegen und den Ablauf planen
- Die Sitzung moderieren und auf die Einhaltung der Regeln achten
- Die abschließende Analyse vorbereiten, sie strukturieren und das Ergebnis dokumentieren
Quellen
- 1Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
- 2BLUMENSCHEIN, ANNETTE UND EHLERS, INGRID UTE (2016). Ideen managen: Eine verlässliche Navigation im kreativen Problemlösungsprozess. 2., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler. ISBN: 978-3-658-09578-9.
- 3Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
- 4Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
- 5Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
- 6BLUMENSCHEIN, ANNETTE UND EHLERS, INGRID UTE (2016). Ideen managen: Eine verlässliche Navigation im kreativen Problemlösungsprozess. 2., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler. ISBN: 978-3-658-09578-9.
- 7Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
- 8Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
- 9Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17