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Brainwriting: Schriftliche Ideenfindung als Gruppe

Lesedauer 3 Minuten

Jeder kennt das Brainstorming für die Generierung kreativer Ideen in Gruppenarbeit. Eine verwandte Technik ist das Brainwriting. Bei dieser Kreativitätstechnik werden die Ideen nicht verbal geäußert, sondern von den Teilnehmern schriftlich festgehalten. Auf diese Weise werden schädliche Gruppendynamiken ausgebremst.

So eignet sich das Brainwriting auch, wenn sich die Teilnehmer einer Session zur Ideenfindung nicht gut kennen oder kein Vertrauen untereinander herrscht. Eine gegenseitige Beeinflussung findet nicht statt, da innerhalb einer Sitzung keine Kommunikation zwischen den Teilnehmern stattfindet.

Welche Vor- und Nachteile hat die Unterstützung der Kreativität durch das Brainwriting?

Da jeder Teilnehmer für sich Ideen erarbeitet werden gruppendynamische Effekte minimiert. Introvertierte Teilnehmer werden so nicht benachteiligt. Der Urheber einer Idee kann sogar anonym bleiben. Eine früh geäußerte Idee kann beim Brainstorming die Sitzung in eine Richtung lenken. Dies kommt beim Brainwriting nicht vor. Zusätzlich muss niemand ein Protokoll führen, da jeder seine eigenen Ideen festhält.

Nachteilig ist die fehlende Befruchtung der Ideen unter den Teilnehmern. Zusätzlich kann es vorkommen, dass mehrere Teilnehmer parallel an der gleichen Idee arbeiten.

Anwendung des Brainwritings als Kreativtechnik

Die Ideenfindung mittels Brainwriting unterscheidet sich kaum von der Anwendung des Brainstormings. Sowohl die vier Grundregeln als auch das zweistufige Vorgehen gleichen sich.

Die Regeln des methodischen Brainwritings

  1. Kritik ist nicht erlaubt. Jeder äußert jede Idee, die ihm in den Kopf kommt.
  2. Je weiter die Idee vom gewöhnlichen entfernt ist, desto besser. Fantasie ist gewollt.
  3. Quantität der Ideen ist wichtiger als Qualität. Unter vielen Ideen ist mit höherer Wahrscheinlichkeit eine brauchbare als bei wenigen.
  4. Freie Assoziationen, Kombinationen und Verbesserungen der Ideen ist erwünscht. Keine Idee gehört jemanden. Jeder ist dazu aufgerufen eine geäußerte Idee aufzugreifen und weiterzuentwickeln.

Trennen der Ideenfindung und der abschließenden Bewertung

Genauso wie das Brainstorming läuft diese Methode zur gezielten Erarbeitung von kreativen Ideen in zwei getrennten Schritten ab.

  1. Ideen finden
  2. Ideen sortieren und bewerten

Schritt eins des Brainwritings: Ideen finden

In diesem Schritt werden möglichst viele Ideen generiert. Die Teilnehmer einer Brainstorming Sitzung halten ihre Ideen mit bereitgelegten Schreibutensilien fest. Ein Protokollant ist durch dieses Vorgehen nicht nötig. Die Teilnehmer protokollieren selbst ihre Ideen. Zeitlich ist diese Phase auf etwa 30-45 Minuten begrenzt.

Sowohl Brainwriting als auch Brainstorming benötigen einer Fragestellung. Diese muss für die Gruppe verständlich und klar formuliert sein. Ein Moderator kann während der Sitzung nicht eingreifen und die Diskussion wieder auf die Fragestellung zurückführen, da jeder Teilnehmer erstmal für sich arbeitet.

Eine Gruppe von 4 bis 6 Personen bietet sich auch für diese Methode zur gezielten Erzeugung kreativer Ideen an. Eine möglichst kleine Gruppe ist anzustreben.

Schritt zwei des Brainwritings: Ideen sortieren und Bewerten

Nach Abschluss der Ideenfindung folgt eine kurze Pause. Im Anschluss an diese werden die Ideen ausgewertet, analysiert und die besten herausgefiltert. Für eine gezielte Auswahl von Ideen existieren eigene Techniken, Methoden und Tools.

Mehr Ideen durch die Kombination mit Brainstorming

Beim Brainwriting tauschen sich die Teilnehmer kaum untereinander aus. Auch denkt jeder Teilnehmer lange über seine eigenen Ideen nach. Die Spontanität und der Austausch gehen verloren. Um dies zu umgehen, bietet es sich an die Vorteile des Brainstormings und -writings zu kombinieren Auf diese Weise kann die Anzahl der Ideen vergrößert werden.1Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17

Dazu gibt es zwei mögliche Ansätze:

  1. Regelmäßiger Austausch der Ideen unter den Teilnehmern
  2. Nutzung einer Softwarelösung

Regelmäßiger Austausch der Ideen

Es gibt mehrere Möglichkeiten den Austausch zu bewerkstelligen. Nach einer festgelegten Zeit können die schriftlich festgehaltenen Ideen unter den Teilnehmern weitergereicht werden. Oder sie werden an einem Flipchart für alle sichtbar aufgehängt. Wenn keine festen Zeiträume gewünscht sind, kann der Austausch auch beim Versiegen neuer Ideen erfolgen.

Softwareunterstützung

Das elektronische Brainstorming kombiniert Brainwriting und Brainstorming zu einer Kreativtechnik. Hierbei wird eine Meetingsoftware oder ein Tool zum kollaborativen Arbeiten genutzt. Die Teilnehmer geben ihre Ideen während der Sitzung in die Software. Dies gleicht dem Brainwriting. Da die Beiträge sofort für jeden Teilnehmer sichtbar werden, hat es hier Ähnlichkeit mit dem Brainstorming.

Varianten des Brainwritings

Im ersten Schritt ist Brainwriting „nur“ Brainstorming in schriftlicher Form. Es gibt natürlich spezielle Varianten des Verfahrens:

Quellen

  • 1
    Paulus, P. B., & Kenworthy, J. B. (2019). Effective brainstorming. In P. B. Paulus & B. A. Nijstad (Eds.), Handbook of group creativity: Innovation through collaboration (pp. 287–386). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780190648077.013.17
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