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Meine Hand für mein Produkt: zusammen entscheiden für Innovation

Lesedauer 5 Minuten

Innovative Unternehmen müssen von ihrem Weg überzeugt sein. Das gilt nicht nur das Management, sondern vor allem die Mitarbeiter. Diese entwickeln Produkte und besitzen den größten Einfluss auf das Ergebnis eines Projekts. Doch grade hier scheitern viele Unternehmen, denn sie entscheiden nicht zusammen mit ihren Mitarbeitern.

Meine Hand für mein Produkt

Wenn du stolz auf dein Produkt bist, dann wird das Ergebnis besser: Das wusste schon die DDR, die qualitätsbewusste Arbeiter mit dem Ehrenzeichen „Meine Hand für mein Produkt“ auszeichnete. Aber seien wir ehrlich, solche Auszeichnungen sind überholt und motivieren niemanden. Heute geht es darum, überzeugt hinter seinem Produkt zu stehen und davon begeistert zu sein.

Practice What You Preach

Viele Trainer predigen das eine, leben aber selbst das Gegenteil

Über Produkte mit Sinn – Purpose – reden viele. Ich habe oft gehört „Starte mit dem Warum“, dass es jede Bedeutung verloren hat. Denn es wird viel geredet, aber wenig gehandelt. Das erinnert mich jedes Mal an den Ernährungsberater, der Gemüse und Obst predigt, aber auf dem Heimweg selbst in der nächsten Frittenbude einkehrt. Er hat halt wenig Zeit und einen stressigen Job! 🤷‍♂️

Am Ziel vorbei

Lächeln und winken, dann wundern

Wie viele Unternehmen wollen Digitalisierung und KI nutzen, um effizienter zu werden? Wie viele scheitern dabei? Ich durfte kürzlich ein Projekt beobachten, bei dem ein Unternehmen einen Prozess vollständig digitalisierte. Nachdem ein fünfstelliger Betrag investiert wurde, verlängerte sich die Bearbeitungszeit des Prozesses von zwei auf vier Wochen – der analoge Prozess war 50% schneller! 🤦‍♂️

Das erste Warnzeichen: Mitarbeiter mögen das Produkt nicht

Projektziel erreicht: Prozess vollständig digitalisiert; Sinn verfehlt: Prozess beschleunigen. Bist du der Meinung, dass die Entwickler des Prozesses vom Ergebnis überzeugt sind? Ich bezweifle das! Für Rita McGrath ist dies ein erstes Anzeichen für ein bevorstehendes Scheitern des Unternehmens. Wenn deine Mitarbeiter nicht vom Produkt überzeugt sind, wer soll es lieben?

„In an ideal world, employees are the most enthusiastic ambassadors for a company’s brand.“

Rita McGrath

Entwickler nutzen eigenes Produkt nicht

Wenn die eigenen Mitarbeiter nicht von dem Projekt und der Lösung überzeugt sind, wer dann? Meta hat solch ein Problem: Seit Jahren entwickelt Meta das Metaverse und investiert jährlich über 10 Milliarden US-Dollar in den virtuellen Raum. Die Möglichkeiten scheinen endlos und reichen von der Gestaltung des eigenen virtuellen Universums zur Teilnahme an Meetings als Avatar. Für Entwickler, die an der Spitze einer technischen Revolution stehen, ist das der perfekte Spielplatz.

Mögen deine Mitarbeiter euer Produkt nicht, ist dies ein Warnzeichen

Doch trotz all dieser Vorteile nutzen die Entwickler ihr eigenes Produkt nicht – sie bevorzugen andere Methoden zum Zusammenarbeiten. Ein weiteres schlechtes Zeichen war der Verlust von John Carmack, dem Chefberater für virtuelle Realität bei Meta. Er war vom eingeschlagenen Weg nicht überzeugt.

Das Ergebnis ist offen

Metas Mitarbeiter sind nicht von ihrem eigenen Produkt überzeugt und auch einer der Vordenker hat das Vorhaben verlassen. Nicht die besten Erfolgsaussichten. Natürlich kann das Metaverse trotzdem ein Erfolg werden, doch wenn die potenziellen Nutzer im Unternehmen die Lösung ablehnen, sind die Vorzeichen nicht rosig. Was kannst du tun, um solch eine Situation bei in deinem Unternehmen zu verhindern?

Fragen statt befehlen

Antonio Nieto-Rodriguez, Professor für Projekt- und Strategieumsetzung, hat eine simple Lösung: Frag deine Mitarbeiter, ob sie bereit sind, an dem Projekt zu arbeiten. Wenn sie vom Ziel begeistert sind, werden sie sich freiwillig melden. Wenn sie nicht daran glauben, werden sie alle ablehnen. Wie viele Projekte kennst du, bei denen die Mitarbeiter gezwungen werden, mitzuarbeiten? Sie geben sich nicht vollständig hin, sondern werden regelrecht dazu gezwungen.

Es ist besser, du entscheidest zusammen mit deinen Mitarbeitern, welche Projekte ihr umsetzt. Dieses fragen statt befehlen hat viele Vorteile für dein Unternehmen.

Mehr Motivation

Du hast viele Vorteile, wenn du deine Mitarbeiter fragst: Du erfährst, was sie vom Projekt halten und ob sie daran mitwirken wollen. Entscheiden sie sich dafür, sind sie motivierter, da sie mit verantwortlich für das Projekt sind. Sie engagieren sich und helfen sich gegenseitig; das steigert die Teamarbeit. Aber pass auf, denn manch ein Mitarbeiter steigert sich so sehr in sein Lieblingsprojekt, dass er sich überfordert und in den Burnout rutscht.

Bessere Ideen und bessere Produkte

Wenn du deine Mitarbeiter nicht überzeugst, wen willst du vom Produkt überzeugen?

Gemeinsame zu entscheiden ist ein schlauer Schachzug: Er stärkt nicht nur das Vertrauen deiner Mitarbeiter, sondern verbessert die Qualität der Ergebnisse. Deine Mitarbeiter haben weitaus mehr Perspektiven als jeder Entscheidungsträger: Sie sind mehr, sprechen mit anderen Menschen, haben unterschiedliche Hobbys und sind näher am Geschehen.

Deine Mitarbeiter einzubeziehen zeigt, dass du deinen Mitarbeitern vertraust und sie Wert schätzt. Nebenbei förderst du Motivation und ihr Engagement.

Du regst die Gedanken deiner Mitarbeiter an, indem du sie fragst. Auf diese Weise können ihre Ideen die ursprüngliche Idee verbessern. Du erhältst bessere Rückmeldungen, wenn du ihre Meinung zu einer Idee einholst, als wenn du nach neuen Ideen fragst. Pass auf, dass Manager die internen Ideen nicht unterdrücken. Dies geschieht oft aus Eifersucht und Statusdenken. Beides Eigenschaften, die euch nicht in die Zukunft bringen.

Der richtige Mitarbeiter im Projekt

Zusätzlich wählen deine Mitarbeiter Projekte, die zu ihnen passen. Ihre Interessen und Fähigkeiten stimmen mit dem gewählten Projekt überein. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für Erfolg und die Mitarbeiter sind zufriedener.

Strategie und Kultur

Die Beteiligung von Mitarbeitern an Entscheidungen ist ein wichtiger Bestandteil eines demokratischen Führungsstils. Doch es gibt auch Risiken, die mit dieser Methode verbunden sind.

Es ist unbestritten, dass die Strategie deines Unternehmens ein Erfolgsfaktor ist. Wie stellst du sicher, dass diese berücksichtigt wird, wenn deine Mitarbeiter mitentscheiden? Kommuniziere die Strategie offen an deine Mitarbeiter – und vergiss dabei nicht die Vorgaben zur Allokation von Ressourcen. Meist kennen die Mitarbeiter beides nicht; ein Fehler der Führungskräfte. Diese versäumen es, ihren Mitarbeitern die Strategie des Unternehmens zu vermitteln. Ein großer Fehler!

Mitarbeiter sind Partner

Zusammen entscheiden hat viele Vorteile

Neben der Strategie bedarf es auch einer passenden Kultur im Unternehmen. Um deine Projekte auswählen zu lassen, wie Antonio Nieto-Rodriguezs vorschlägt, muss sich der Blickwinkel auf die Mitarbeiter ändern. Die Automobil-Branche hat den Wechsel hinter sich: Denk an Fordismus und das Toyota-Produktions-System. Beide sind Methoden, um effizient zu produzieren. Henry Ford führte die Fertigung am Fließband ein, bei der Mitarbeiter Blech bewegten und Schrauben eindrehten. Dagegen steht das Toyota-Produktions-System, bei dem Mitarbeiter das Produkt mit der bestmöglichen Qualität schaffen.

Bei Ford waren die Mitarbeiter Erfüllungsgehilfen, die Vorgaben eines Vorgesetzten umsetzten. Toyota dagegen bezieht seine Mitarbeiter aktiv in den Prozess ein. Sie tragen die Verantwortung für das Ergebnis ihrer Arbeit. Sinnbildlich dafür steht der Andon-Cord, eine Reißleine, mit der sie die Produktion anhalten, wenn sie ein Problem erkennen. Amazon hat den Andon-Cord übernommen und seine Mitarbeiter im Kundendienst ermächtigt, den Verkauf eines Produkts einzustellen, wenn sie Qualitätsprobleme erkennen. Dies erfordert einerseits Mut und Courage von den Mitarbeitern, andererseits eine Führungskultur, die auf Vertrauen setzt.

Fazit

Fasse den Mut und beziehe deine Mitarbeiter mit ein, wenn du dich für ein Projekt entscheidest. Ihr Input ist wertvoller als jeder Berater. Sieh deine Mitarbeiter wie Taiichi Ohno, dem Erfinder des Toyota-Produktions-Systems, und nicht wie Henry Ford. So nutzt du ihr ganzes Potenzial Dafür braucht es einen offenen Umgang mit deinen Mitarbeitern. Sie brauchen einen Überblick über den Zustand des Unternehmens und die Strategie. Dann kannst du Antonio Nieto-Rodriguezs Vorgehen in deinem Unternehmen kopieren.

Was hälst du davon, deine Mitarbeiter in die Entscheidung mit einzubeziehen? Kommentier unter dem Artikel oder schreib mir auf LinkedIn.

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