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Wer braucht Ideen, wenn es ein gutes Team gibt?

Lesedauer 7 Minuten

Teams sind das Rückgrat unserer Wirtschaft! Gute Teams fördern das Wachstum von Unternehmen und binden Mitarbeiter. Teams treiben den Wandel und entwickeln Innovationen. Wie die Mitglieder eines Teams zusammenarbeiten, unterscheidet erfolgreiche und gescheiterte Innovationen. In diesem Artikel schauen wir uns an was Innovationsteams sind und wie sie funktionieren.

Was ist ein Team?

Ein Team besteht aus zwei oder mehr Mitgliedern, die zusammen auf ein Ziel hinarbeiten. Ein Team kann nicht unendlich groß sein: Mit zunehmender Größe eines Teams steigt die Anzahl an Beziehung zwischen den Mitgliedern exponentiell. Mit steigender Zahl an Beziehungen wachsen die möglichen Wege zur Kommunikation – die immer mehr Zeit frisst.

Mit wie vielen Leuten muss ein Team kommunizieren?

Berechnen lässt sich die Anzahl an Beziehungen (K) aus der Anzahl von Mitgliedern (n) mit der Formel

K= n * (n-1) /2)

Wie schnell die Anzahl an Kommunikationswegen nicht beherrschbar wird, zeigt die Grafik:

Die Gruppendynamik ist durch die Anzahl an Kommunikationsbeziehungen geprägt. Sie steigt exponentiell mit der Zahl an Teammitgliedern. Bei 10 Teammitgliedern sind es 45 Beziehungen, bei 20 schon 190.
Die Kommunikationsbeziehungen steigen exponentiell mit den Teammitgliedern

Zwei Pizzen als Grenze

Amazon hat eine praktische Grenze für die Größe seiner Teams: Es muss sich mit zwei Pizzen füttern lassen. Die Grenze liegt damit bei 8 bis 10 Personen. Ab dieser Größe tauschen die Mitglieder Informationen nicht mehr von selbst aus – dies muss jemand organisieren.

Lässt sich ein Unternehmen mit zehn Leuten verändern? Nein!

Wie brauchen mehr als zehn Leute

Das Team hängt von anderen ab; muss von oben unterstützt werden; braucht Fachwissen, externe Expertise und Austausch mit anderen Teams. Kurz, ein Team besteht nicht aus seinem Kern, sondern braucht Mitstreiter und Unterstützer.

Das Team-Onion-Modell

So beschreibt es Emily Webber in ihrem Team-Onion-Modell:

  • Den Kern bilden ein interdisziplinäres Team, das jeden Tag zusammenarbeitet und die Hauptarbeit leisten. Die Mitglieder entscheiden das meiste und kommunizieren täglich miteinander.
  • Die Mitstreiter helfen dem Kern bei bestimmten Aufgaben oder Phasen des Projekts. Sie beteiligen sich für eine definierte Zeit in einer klaren Rolle am Projekt. Sie arbeiten nicht täglich mit dem Kern zusammen. Hierzu zählen Experten, andere Teams und externe Partner.
  • Die Unterstützer sind nicht direkt vom Projekt betroffen, doch stellen Ressourcen bereit, geben Feedback oder beseitigen Hindernisse. Der Kern informiert und konsultiert sie, zieht sie aber nicht aktiv ein. Hierzu zählen Führungskräfte, Mentoren, Coaches und Presse-, Social-Media- und Event-Teams.

Diese drei Gruppen bilden eine Art Zwiebel, ein System aus mehreren Schichten, die sich um den Mittelpunkt legen. Im Team-Onion-Modell bildet das Kern-Team den Mittelpunkt der Zwiebel. Darum legen sich die Mitstreiter und als äußere Schicht die Unterstützer.

Zu dem Kern-Team kommen noch Mitstreiter und Unterstützer. Beide arbeiten nicht täglich mit dem Team, doch sie leisten wichtige Beiträge.
Das Team umfasst mehr als nur den Kern.

Jede Schicht besteh aus Individuen mit Namen

Jede der Schichten besteht aus Menschen, niemals aus Abteilungen. Teams reißen die Grenzen zwischen Abteilungen und Silos nieder. Das macht sie so effektiv.

Es ist besser einzelne Individuen zu finden, die Teil der Zwiebel sind. Abteilungen beantworten keine Fragen, das tun die Menschen. Mitarbeiter wechseln Abteilungen; Unternehmen lösen Abteilungen auf. Trotzdem bleiben die Menschen erhalten und können dem Kern-Team helfen.

Überlappende Zwiebeln

Große Projekte bestehen aus vielen Teams, die sich miteinander austauschen. Die Leiter der Teilprojekte bilden ein Kern-Team mit dem Leiter des Gesamtprojekts. Gleichzeitig ist jeder Teil des Kern-Projektteams seines Teilprojekts. Die Teams der Teilprojekte sind untereinander Mitstreiter, die sich bei Bedarf unterstützen.

Im Folgenden ist das Kern-Team gemeint, wenn ich von Teams rede. Doch was zeichnet gute Teams aus?

Was ist wichtig für Teams?

Ein Student von Teams, ihrer Dynamik und des Championship-Mindsets ist Shane Battier.

Shane Battier ist ein ehemaliger Basketballspieler in der NBA; gewann zwei Meisterschaften und ist als bisher einziger Spieler an zwei Siegesserien beteiligt, die über 20 Spiele andauerten. In seiner 13-jährigen Karriere als Profi spielte er für drei Teams der NBA. Als zweiter Spieler gewann er den Twyman–Stokes Teammate of the Year Award, eine Auszeichnung für den idealen Teamkollegen – gewählt von den anderen Spielern der NBA.

Shane Battier ist nicht nur im Basketball erfahren – er ist auch Mitglied des Board of Direktors von Yext.

Er beobachtete zwei Einflussfaktoren für erfolgreiche Teams:

  1. Das Vertrauen in die anderen Mitglieder.
  2. Der Fokus auf ein gemeinsames Ziel.

Vertrauen

Vertrauen ist die Grundlage für langfristig erfolgreiche Teams. Vertrauen sich die Mitglieder eines Teams nicht, sind sie nur Einzelkämpfer – jeder versucht die Probleme selbst zu lösen, sobald Stress aufkommt. Die Mitglieder verlassen sich nicht auf ihre Kollegen. Fehlendes Vertrauen fördert Konflikte und Misserfolg. Dabei ist klar: Die Stärke jeder Gruppe ist die gemeinsame Leistung, nicht die Einzelleistung.

Fokus

Erfolgreiche Teams fokussieren sich auf ein Ziel. Es hilft dem Team gemeinsam darauf hin zu arbeiten und sich zu organisieren. Wenn jedes Teammitglied weiß, was das Ziel ist und wie es erreicht werden soll, kann es seine Arbeit besser planen und priorisieren.

Damit sich Teams auf ein Ziel ausrichten, muss es ein Ziel geben, das von den Mitgliedern verstanden wird. Unklare Ziele und Zielvorgaben sind der häufigste Grund für Probleme in Projekten – und das seit Jahren.

Anders ist es, wenn dem Team das Ziel egal ist. Verstehen sie das Warum nicht, besitzen sie keine Motivation es umzusetzen. Darum ist es wichtiger als das Was oder Wie. Das Warum motiviert Teammitglieder von innen. Sie erledigen Aufgaben aus eigenem Antrieb und aus Freude daran.

Es ist besser das Team durch inneren Antrieb zu motivieren, als durch äußere Belohnungen.
Was motiviert die Teammitglieder?

Ein Team braucht keine Mitglieder, die coin-operated sind. Solche Menschen besitzen eine außergewöhnliche Anatomie: Einen Schlitz auf der Stirn in den Münzen eingeworfen werden. Solange die Münzen reichen, machen sie alles, was du möchtest. Doch sobald die Münzen verbraucht sind, bleiben sie stehen.

Vier Arten von Teams

Daraus ergeben sich vier mögliche Teams:

Die Teamdynamik ist geprägt vom Vertrauen der Mitglieder und dem Fokus auf das Ziel.
Arten von Teams
  1. Katastrophale Teams vertrauen sich nicht und haben keinen Fokus.
  2. Rückständige Teams vertrauen sich, doch haben keinen Fokus.
  3. Brüchige Teams vertrauen sich nicht, besitzen aber einen Fokus auf das Ziel.
  4. Stimmige Teams vertrauen sich und sind fokussiert. Sie gewinnen Meisterschaften und sind Innovatoren.

Stimmige Teams

Die letzte Art von Teams gewinnen Meisterschaften und liefern erfolgreiche Projekte ab. Um kreativ Probleme zu lösen, kommunizieren die Teammitglieder effektiv und arbeiten zusammen.

In stimmigen Teams wissen die Mitglieder, was der andere braucht. Sie sehen Feedback nicht als Angriff, sondern als Hilfe beim Erreichen des Ziels. Die Teammitglieder unterstützen, vertrauen und respektieren sich. Solche Teams sind antifragil und werden besser durch Probleme. Jedes Mitglied ist gerne Teil des Teams, jeder kommt gerne ins Büro. Es gibt wenig Fluktuation, denn wer hat etwas Besseres zu bieten als das Team? Niemand.

Ein stimmiges Team zu schaffen ist schwierig. Wie gelingt es trotzdem?

Wie entwickeln sich Teams?

Gruppendynamik ist die Wissenschaft vom Verhalten von Menschen in Teams. Sie untersucht, wie die Gruppenmitglieder kommunizieren, kooperieren, konkurrieren und kreativ werden. Gruppendynamik beeinflusst den Erfolg oder Misserfolg eines Teams.

Ein Team ist nicht statisch – es ist ein soziales System. Es verändert sich, reagiert auf sein Umfeld. Seine Mitglieder sind Individuen und als solche verändern sie sich; ihr Zusammenspiel macht das Team aus.

Als komplexes System reagiert ein Team auf veränderte Situationen nicht vorhersehbar. Du weißt vorher nicht, ob ein Ausflug zum Teambuilding die Gruppe voranbringt oder ihre Zeit verschwendet. Teams gezielt zu entwickeln ist schwierig und ist nicht auf dem Reißbrett planbar.

Kein Team funktioniert auf anhieb

Wie sich Teams entwickeln, beschreiben einige Modelle. Tuckman und Jensen kennen fünf Phasen, die ein Team durchläuft; Wheelan vier und Gersick zwei. Ich gehe hier nicht näher auf die Modelle ein. Was sie beschreiben, kenn jeder aus Erfahrung: Das Team braucht einige Zeit, bis es funktioniert. Die Mitglieder suchen ihren Platz in der Gruppe, versuchen ihre Interessen wahrzunehmen und lernen die anderen Mitglieder kennen. Das Team entwickelt sich zu einem stimmigen Team, oder es bleibt ein katastrophales.

Einige Probleme werden durch Gespräche gelöst, andere sitzen so tief, dass Mitglieder ausgewechselt werden müssen. Für Shane Battier war seine erste NBA-Saison solch ein Weg. Er startete seine Karriere als Profi 2001 bei den Memphis Grizzlis, die von den vier nordamerikanischen Sportarten [Baseball, Basketball, Football, Eishockey] die niedrigste Gewinnquote aufwiesen. Ein katastrophales Team.

Auswahl der Mitglieder

Das Management sortierte die „faulen Eier“ aus und das Team begann zu gewinnen. Die Siegquote stieg von 28% im Jahr 2001 auf 61% zwei Jahre später.

Etwas ähnliches beschreibt Herman Simon in Hidden Champions – Aufbruch nach Globalia: Bei erfolgreichen Mittelständlern kontrolliert das Team die Leistung seiner Mitglieder; zu Beginn der Zusammenarbeit wählt das Team sie aus – die Gruppe organisiert sich selbst.

Mitglieder des Teams

Teams müssen vielfältig besetzt sein – darauf ist zu achten, wenn es sich selbst organisiert. Ohne Fachwissen, Kenntnis des Unternehmens und Unterstützung scheitert das Vorhaben schon vor dem Start.

Interdisziplinäre Teams

Nur interdisziplinär besetzte Teams sind erfolgreich. Sie sind mit Mitgliedern verschiedener Disziplinen und Funktionen besetzt. Im Gegensatz dazu arbeiten Fachleute in multidisziplinären Teams parallel und das Ergebnis ist ein Kompromiss der Tätigkeiten. Fachwissen ist nicht alles:

  • Vielfallt bei sozialen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Herkunft bringt neue Perspektiven.
  • Breites Wissen ist genauso wichtig wie Fachwissen. Hobbys sind eine selten genutzte Quelle für Ideen für Innovation.
  • Wissen über das Unternehmen, seine Prozesse und Produkte hilft Ergebnisse umzusetzen.
  • Zeit ist die wichtigste Ressource. Das Projekt leidet, wenn die Mitglieder in mehreren Teams oder stark im Tagesgeschäft eingebunden sind.

Daneben gibt es vier Rollen in Innovationsprojekten, die im Kernteam, bei den Mitstreitern und Unterstützern besetzt sein müssen.

Promotoren

Promotoren sind Personen, die eine Innovation aktiv fördern, besonders engagiert sind und Hindernisse überwinden. Die Literatur unterscheidet vier Rollen:

Für erfolgreiche Innovatione braucht ein Team Macht-, Fach-, Prozess- und Beziehungspromotoren.
Vier Arten von Promotoren
  • Machtpromotoren befinden sich auf den obersten Führungsebenen, stellen Ressourcen und Personal bereit. Der ökonomische Vorteil des Unternehmens motiviert sie. Ihren Einfluss spielen sie zu Beginn des Projekts aus: Sie starten es und unterstützen es mit Ressourcen. Sie gehören zur Gruppe der Unterstützer.
  • Fachpromotoren besitzen das Wissen, um das Projekt umzusetzen. Sie lernen gerne und werden dadurch motiviert. Fachpromotoren beteiligen sich dauerhaft am Projekt. Sie bilden den Kern des Projekts oder helfen ihm als Mitstreiter.
  • Prozesspromotoren überwinden Barrieren, Ebenen und Silos im Unternehmen. Sie begleiten den Innovationsprozess und koordinieren die Arbeiten. Ihre Motivation ist eine Mischung aus Macht- und Fachpromotor. Ihre Bedeutung nimmt mit Dauer des Projekts zu. Sie sollten Teil des Kernteams sein.
  • Beziehungspromotoren besitzen Kontakte zu externen Partnern und bahnen Kooperationen an. Sie sind durch die Freude am Austausch und Kommunikation motiviert. Als Mitstreiter unterstützen sie das Team bei Bedarf.

Fazit

All das garantiert keinen Erfolg – macht ihn aber Wahrscheinlicher.

Halte dein Innovationsteam klein mit höchstens zehn Mitgliedern – und besetze es mit vielen verschiedenen Mitgliedern. Vertraue deinem Team und lass es Minder-Leister aussortieren. Manche Kollegen sind für die Arbeit in Projekten nicht geschaffen und blühen in der Linie auf. Das ist keine Schande.

Wenn dein Team sich nicht vertraut, unternimm etwas dagegen. Die richtige Maßnahme unterscheidet sich von Team zu Team. Sorge gleichzeitig dafür, dass dein Team ein gemeinsames Verständnis des Ziels besitzt. Ohne Ziel gibt es keinen Erfolg!

Mach dir zu Beginn eines Projektes bewusst, wer das Kern-Team ist, welche Mitstreiter es braucht und wer es unterstützt. Es beeinflusst, wie und wie oft ihr miteinander redet. Mach dir Gedanken, wer die Rollen der Promotoren einnimmt und halte mit denen außerhalb des Kern-Teams regen Kontakt.

Wie sind deine Erfahrungen mit der Teamarbeit? Kommentier unter dem Beitrag oder schreib mir auf LinkedIn.

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