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Das 9-Felder-Denken

Lesedauer 4 Minuten

Das 9-Felder-Denken ist eine Technik aus dem TRIZ. Sie ist geeignet zur Ideensuche und Problemanalyse. Die Methode ist auch unter anderen Namen bekannt: 9-Fenster-Modell, 9-Windows-Model, System Operator oder Talentiertes Denken. In diesem Artikel lernen wir:

  • Wie ein System in der TRIZ definiert ist.
  • Warum das Wissen über die Evolution technischer Systeme für die Methode hilfreich ist.
  • Was sie für die Ideenfindung beiträgt.
  • Und wie die Methode zur Problemanalyse genutzt werden kann.

Wie funktioniert das 9-Felder-Denken?

Viele Lösungen befassen sich nur mit einem Problem und ignorieren das Umfeld. Das 9-Felder-Denken soll diese Barrieren überwinden. Untersucht wird die Struktur des Systems. Gegenstand der Betrachtung ist also das das System. Dazu das Obersystem, in dem es liegt und die Subsysteme, aus denen das System besteht.

Zusätzlich wird die zeitliche Entwicklung der Ebenen betrachtet. Für jede Systemebene werden die drei Fragen

  • Wie sah die Ebene vorher aus?
  • Wie sieht die Ebene jetzt aus?
  • Wie verändert sich die Ebene in der Zukunft?

Beantwortet. Auf diese Weise entstehen auf drei Ebenen je drei Zeitpunkte. Insgesamt also neun. Diese werden in eine 3 x 3 Felder große Matrix eingetragen. Daher kommt der Name 9-Felder denken.

Die neun Felder des 9-Felder-Denkens
Das 9-Felder-Denken zerlegt ein Problem in System, sein Umfeld und seine Komponenten. Gleichzeitig betrachtet es die Veränderungen in der Zeit.

Um die Technik zur Ideenfindung eizusetzen, muss erstmal geklärt werden, was im TRIZ als System bezeichnet wird.

Was wird in der TRIZ als System verstanden?

Das Wort System stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „aus mehreren Einzelteilen zusammengesetztes Ganzes“. Im Zusammenhang mit Innovation sprechen wir immer von künstlichen Systemen. Diese sind vom Menschen erdacht und gestaltet.

Subsystem

Ein technisches System besteht also aus verschiedenen Komponenten. Diese wirken zusammen, um eine Aufgabe zu bewältigen. Die einzelnen Komponenten bilden selbst Systeme. Diese werden als Subsysteme bezeichnet. Eingebettet ist das System in ein Obersystem.

Obersystem

Dieses Obersystem beschreibt die Umgebung des Systems. Hier kommt eine wichtige Erkenntnis ins Spiel: Es setzt sich immer das System durch, das am besten an sein Obersystem angepasst ist. Nicht das beste oder perfekte System.

Beispiele für Systeme

Nehmen wir als Beispiel einen Dieseltriebzug. Der Triebzug ist das System. Sein Zweck ist der Transport von Fahrgästen. Dafür interagiert das System Zug mit der Infrastruktur, dem Fahrdienst, der Umlaufplanung und anderen Aspekten.

Bestehen tut das System Zug aus vielen Komponenten. Diese Subsysteme umfassen den Motor, Beleuchtung, Türen und viel mehr. Jedes dieser Subsysteme bildet ein eigenes System. Die Türen bestehen z.B. aus Türflügeln, einem Antrieb, Überwachungseinrichtungen, einer Steuerung und noch vielem mehr.

Im folgenden Bild ist das System in einer sehr abgespeckten Version dargestellt.

Das System Dieseltriebzug
Ein technisches System besteht aus Subsystemen, die wiederum eigene Systeme sind.

Wie hilft das 9-Felder-Denken bei der Ideenfindung?

Das 9-Felder-Denken soll den Horizont bei der Ideensuche erweitern. Dabei steht das Verständnis des Systems und seiner Funktionalität im Vordergrund. Die drei Zeithorizonte beschreiben die zeitliche Entwicklung des Systems, seines Umfelds und Komponenten.

Die Vergangenheit

Der Blick in die Vergangenheit hilft bei der Einordnung im Lebenszyklus einer Technologie oder eines Produkts. Gleichzeitig lassen sich Fehlentwicklungen erkennen. Hat sich etwas verändert, ohne die Idealität bzw. das Nutzen-Kosten-Verhältnis zu verbessern?

Oft werden Produkte mit allen möglichen Features ausgestattet. Doch der Kunde hat für diese keine Verwendung. Oder möchte für sie nicht mehr zahlen. Sie helfen nicht bei der Bewältigung des eigentlichen Problems. Unternehmen machen sich so anfällig für disruptive Angriffe auf ihr Geschäft.

Die Zukunft

Der Blick in die Zukunft schreibt das System fort. Wie verändert sich das Umfeld? Wird das System überflüssig? Wie kann es daran angepasst werden? Oder sind Veränderungen im Obersystem nötig? Die Betrachtung der drei Zeithorizonte fördert das umfassende Verständnis und die Lösungssuche.

Fragen des 9-Felder-Denkens
Jedes der neun Felder stellt eine spezifische Frage

Ein Beispiel für eine aktive Veränderung des Obersystems liefert der Bauer von Elektroautos Tesla. Andere Hersteller von Automobilen wollten um 2010 nix mit Elektroautos zu tun haben. Ihrer Meinung nach konnte man keine E-Autos verkaufen. Der Grund: Fehlende Ladeinfrastruktur. Andere sollten dieser erst errichten. Subventioniert vom Staat.

Tesla ging einen anderen Weg. Ab 2012 baute das Unternehmen auf eigene Kosten Supercharger in den USA. Dies sind Ladesäulen für Elektroautos. Und Tesla verschenkte den Strom an seine Kunden. Tesla schuf also ein Umfeld, in dem Autos mit Batterien als Energiespeicher funktionieren können. Das Obersystem wurde also gezielt vom Unternehmen geschaffen.

Gestaltung des Obersystems
Tesla hat nicht auf eine Veränderung des Obersystems gewartet. Tesla hat selbst Ladesäulen gebaut und so die Voraussetzung für E-Autos geschaffen.

Moderation einer Ideenfindung mit Hilfe des 9-Felder-Denkens

Zu Entwicklung von Impulsfragen kann das 9-Felder-Denken genutzt werden. Ein Moderator kann diese einsetzen, wenn eine Sitzung zur Ideenfindung stockt. Auch bei der schriftlichen Ideenfindung können Impulsfragen genutzt werden.

Der Moderator sollte sich in beiden Fällen vorbereiten. „Wie sah das Subsystem früher aus?“ wird eher zu fragenden Blicken führen. „Kann ein Vorteil der alten Türsteuerung übertragen werden?“ ist sicher keine perfekte Frage. Aber viel besser als die Erste. Noch besser ist: „Verändert wurden die Anforderungen an Türsteuerungen. Wie würde die Steuerung aussehen, wenn diese Rückgängig gemacht werden?“

Wie hilft die Methode bei der Problemanalyse?

Auch zur Problemlösung kann das 9-Felder-Denken dienen. Dabei wird der Zeitpunkt, an dem das Problem auftritt, als Gegenwart genutzt. Davon ausgehend werden Lösungen relativ zum Zeitpunkt der Entstehung des Problems gesucht. Die Zeit liefert Anregungen, wann die Lösung zur Verfügung steht.

Auf diese Weise werden Lösungen erarbeitet. Die Zukunft verhindert nicht das Problem. Sie hilft beim Umgang mit den Auswirkungen. Es gibt nicht in jedem Feld eine Lösung. Wenn 2-3 Minuten keine Lösung gefunden wurde kann das nächste Feld sollte in Angriff genommen werden.

Zur Lösungssuche reichen häufig nur drei Felder. Die Frage ist dann das wann und wo. Zeit oder Ort allein dient dann der Lösungsfindung.

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